Humboldt Labor
Das Humboldt Labor im Humboldt Forum präsentiert die Forschung der Berliner Exzellenzcluster, der Berlin University Alliance, und anderer exzellenter Institute und Fachbereiche der Humboldt-Universität. Es möchte eine lebendige Ideenwerkstatt werden, in der Spitzenforschung mit dem Publikum in einen Dialog zu drängenden Fragen unserer Zeit tritt.
Auf rund 1.000 qm gibt das Humboldt Labor Einblick in die Vielfalt und Relevanz von Wissenschaft. Besucherinnen und Besucher erfahren die Bedeutung wissenschaftlicher Such- und Erkenntnisprozesse und interdisziplinären Arbeitens. Sie erleben, wie wissenschaftliches Forschen jeden betrifft. Institutionell angesiedelt ist das Humboldt Labor am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, einem Zentralinstitut der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Auftaktaustellung »Nach der Natur«, die am 20. Juli 2021 endlich seine Türen für das Publikum öffnet, versammelt in Form einer modernen Wunderkammer eine große Bandbreite an Forschungsansätzen zu den Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Biodiversitätsverlust sowie den weltweiten Anfechtungen demokratischer Ordnungsprinzipien und setzt sie in Beziehung.
Der Exzellenzcluster »Matters of Activity« trägt mit folgenden Exponaten zu diesem Diskurs bei und eröffnet dabei vielfältige Einblicke in seine Forschungsprojekte.
Active Curtain Project
Das »Active Curtain Project« ist ein fortlaufender Experimentalaufbau des Exzellenzclusters »Matters of Activity«, das unterschiedlichste disziplinäre Kompetenzen verbindet, um adaptive Techniken des Textilen – als gewebte oder gewachsene Struktur – neu zu interpretieren und damit eine aktive Beziehung zu unserer Umwelt zu schaffen. In einen Vorhang im Eingangsbereich des Humboldt Labor werden verschiedene fragile, interaktive und transluzente Materialien aus bakteriell generierter und pflanzlicher Zellulose eingewebt, die auf das Raumklima reagieren. Das natürlich generierte Material bewegt sich, verbindet sich, schwillt an oder dreht sich ein – ganz ohne herkömmliche Mechanik. Maßstab und Geschwindigkeit der Aktivität werden in projizierten Bildern und Filmen sichtbar.
Forschende
Bastian Beyer, PhD
Skander Hathroubi, PhD
Prof. Dr. Regine Hengge
Natalija Miodragović
Iva Rešetar
Prof. Christiane Sauer
Nelli Singer
Daniel Suarez
»Active Curtain Project« in der Ausstellung »Nach der Natur« im Humboldt Labor. Copyright: Matters of Activity, Humboldt-Universität zu Berlin
Unten finden Sie ein Interview Bastian Beyer mit Skander Hathroubi, das die Entstehung von Teilen des »Active Curtain Project« zeigt.
Adaptive Digital Twin
Das Projekt Adaptive Digital Twin des Exzellenzclusters »Matters of Activity« arbeitet an der Erzeugung adaptiver holografischer Modelle des menschlichen Gehirns. Diese anpassungsfähigen digitalen Zwillinge unterstützen in der klinischen Praxis zum Beispiel bei der Vorbereitung von Operationen. Sie funktionieren ähnlich wie ein Online-Kartendienst, indem sie Orientierung und Handlungsanweisungen auf der virtuellen Landkarte des Gehirns bieten. Mediziner:innen können so die Lage eines Tumors im Hirn visualisieren oder potenzielle Folgen von Tumorwachstum simulieren. An der Station wird zeitweise ein:e Wissenschaftler:in innerhalb der Ausstellung arbeiten.
Weiterführende Informationen zum Projekt gibt es hier.
Forschende
Dr. Lucius S. Fekonja
Denny Chakkalakal (Charité)
Darius Mewes (Charité)
Felix Rasehorn
PhD Jacques-Donald Tournier (King’s College London)
PD Dr. Thomas Picht
»Adaptive Digital Twin« in der Ausstellung »Nach der Natur« im Humboldt Labor. opyright: Matters of Activity, Humboldt-Universität zu Berlin
Cluster Vorstellungsvideo
Im Cluster untersuchen Forschende aus 40 Disziplinen die Aktivität von Material. Objekte und Materialien sollen neu gedacht werden: als veränderliche und recycelbare Baustoffe. Um ihre Eigenschaften besser zu verstehen, untersuchen die Mitglieder des Clusters beispielhaft Kultur- und Naturtechniken wie Weben, Schneiden und Filtern. Diese Techniken laufen in und mit Materialien auf vielfältige Weise ab, z.B. physikalisch, biologisch und handwerklich. Die Praktiken und Prozesse verraten uns viel über das Material, seine Produktivkraft oder die Umwelt.
Neben allen anderen Berliner Exzellenzclustern stellt sich »Matters of Activity« mit einem Video im Humboldt Labor exeplarisch vor.
Orobates Pabsti
»Orobates pabsti« lebte vor 300 Millionen Jahren. Anhand eines 3D-Modells seines Skeletts zeigt das Humboldt Labor, wie moderne Spitzenforschung aussieht. Die Forschenden rekonstruierten die Fortbewegung des Ur-Sauriers. Gelbe Wirbelsäule, roter Kopf und zwei blaue Füße: Im Gegensatz zu den fahlen Saurier-Skeletten aus Museen leuchtet das Modell des »Orobates pabsti« in mehreren Farben. Das hat einen Grund. Das an ein Reptil erinnernde Modell, das im Humboldt Labor zu sehen sein wird, versinnbildlicht, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten, erklärt John Nyakatura, Juniorprofessur für Morphologie (Zoologie) und Formengeschichte an der HU. »Das montierte Skelett veranschaulicht unsere Vorgehensweise bei der Rekonstruktion und zeigt, dass wir transparent mit Unsicherheiten umgehen«, sagt der Biologe, der zusammen mit dem »Biorobotics Laboratory« der EPFL in der Schweiz die Fortbewegung des Sauriers untersuchte. Die Arbeit ist in MoA's Vorgängercluster »Bild Wissen Gestaltung« enstanden.
Forscher
Stone Web
»Stone Web« wurde von den Designerinnen Idalene Rapp und Natascha Unger entworfen. Ihr Ziel ist die Herstellung multifunktionaler und leichter Module zur Raumgestaltung. Das Grundmaterial der Strukturen ist Basalt. Eingeschmolzen und maschinell zu Fasern gezogen, wird es zum Leichtbaumaterial. Die Kombination aus Material und Konstruktion macht die harzverstärkten Objekte stabil. Für die Ausstellung wurde das Material zu Sitzmodulen verarbeitet, die sich auch zu größeren, räumlichen Strukturen zusammenfügen lassen. Sie wiegen weniger als 1 kg und sind mit bis zu 720 kg belastbar. »Stone Web« entstand unter Betreuung von Prof. Christiane Sauer am Fachgebiet Textil- und Flächendesign der weißensee kunsthochschule berlin und steht im Kontext des Exzellenzclusters »Matters of Activity. Image Space Material«.
Designerinnen
Idalene Rapp (weißensee kunsthochschule berlin)
Natascha Unger (weißensee kunsthochschule berlin)
Christiane Sauer