Der Moses Michelangelos und die Sammlung von Idolen
Horst Bredekamps neue Publikation beleuchtet Freuds figürliche Psychoanalyse
Sigmund Freuds Untersuchung des Moses von Michelangelo sowie seine Sammlung antiker Kleinskulpturen bieten, gemeinsam betrachtet, Elemente einer visuellen Psychoanalyse, die dem ikonoklastischen Grundzug dieser Wissenschaft widerspricht. Freud bezog seine Statuetten in die Behandlungspraxis ein und ließ sich auch selbst von ihnen inspirieren. Seine Sammlung, das zeigt die neue Publikation von Cluster Co-Sprecher Horst Bredekamp, ist ein Schlüssel für seine Wissenschaft des Unbewussten. Um ihre Wirkung zu nutzen, musste Freud diese Form der Behandlungspraxis verbergen, sie »verhüllen«. Nur wenn man diese Motive berücksichtigt, ist zu erschließen, wie stark die Psychoanalyse als ein Ort der Befreiung von kulturellen Zwängen gedeutet werden kann: Freuds Beschäftigung mit dem Moses und seine Sammlung waren die Antipoden zum mosaischen Bilderverbot. Erst so konnte er den unterkundigen Bildern der Traumata einen Freiheitsraum vermitteln, in dem sich diese bewältigen ließen.
Der Band ist Teil der Jacob Burckhardt-Gespräche auf Castelen, herausgegeben von Gottfried Boehm, Gunnar Hindrichs, Kurt Seelmann. Mehr Informationen und eine Leseprobe sind auf der Website des Schwabe Verlags ersichtlich: https://schwabe.ch/horst-bredekamp-sigmund-freuds-figuerliche-psychoanalyse-978-3-7965-4787-4