DAOULA | sheen
Westafrikanische Wildseide macht sich auf den Weg
Die Ausstellung »DAOULA | sheen«, die seit November 2022 zunächst im Tieranatomischen Theater in Berlin zu sehen ist, beschäftigt sich mit der natürlichen Entstehung und der Kulturgeschichte von Wildseide, die aus Raupen in Westafrika gewonnen wird, sowie mit der vielschichtigen Betrachtung dieses einzigartigen Materials durch Mikrobiologinnen, Materialwissenschaftler und Architektinnen aus Deutschland. Das außergewöhnliche Projekt, das von den MoA-Mitgliedern Laurence Douny, Karin Krauthausen und Felix Sattler kuratiert und von einem großen Team mit unterschiedlichem Hintergrund und verschiedenen Disziplinen mitgestaltet wurde, möchte einen Dialog zwischen westafrikanischer Handwerkskunst, europäischer Wissenschaft und Design anregen.
In Burkina Faso ist Daoula ein Begriff für »Glanz« und »Charisma«. Für die Marka Dafing Community gehört Daoula zu den natürlichen Eigenschaften bestimmter Tiere, Dinge und Menschen. Aus einer europäischen Perspektive würde man sagen, dass Tiere, Pflanzen und Menschen an der Hervorbringung dieses Glanzes beteiligt sind. Die Bedeutung und das Wissen um Daoula erschließt sich unterschiedlichen Communities auf jeweils eigene Weise: Seidenproduzent_innen aus Burkina Faso, Mikrobiolog_innen, Materialwissenschaftler_innen und Architekt_innen aus Deutschland haben dafür jeweils eigene Begriffe und ein spezifisches Instrumentarium. Der Mund der Raupen, die Spindel der Spinnerin und der Webstuhl des Webers werden in den Berliner Laboren durch Mikroskope und Pipetten ersetzt und die Arbeit mit Fäden in den Berliner Werkstätten hochskaliert und in Vorschläge für menschliche Habitate verwandelt. Doch von Beginn an ist Daoula eine Sache des Kollektivs: Die Wildseidenraupen der Gattung Anaphe/Epanaphe machen sich in der West-Afrikanischen Savanne auf den Weg und suchen nach einem passenden Baum, um gemeinsam ein Nest zu bauen und ihre je eigenen Kokons zu spinnen, in denen sie ihre Metamorphose beginnen. Der Kokon ist ein wertvolles Material, aus dem Communities in Burkina Faso, Mali und Nigeria Wildseide gewinnen, die zu prestigeträchtigen Textilien gewebt wird. Nun sind die Wildseidenkokons von Safané (Burkina Faso) nach Berlin gereist, wo sich Materialwissenschaftler_innen, Molekularbiolog_innen, Anthropolog_innen, Kulturwissenschaftler_innen, Architekt_innen und Designer_innen über sie beugen. Sie wollen verstehen, was sie sehen, also verstehen, was dieses Material kann und warum es das kann. Liegt es in seiner Natur? Oder an den Verfahren des Spinnens und Webens? Und welcher Art sind diese Verfahren? Liegt es in den chemischen Prozessen, dem Zutun der Bakterien? Und wo steckt der Glanz, den die Communities in Burkina Faso so schätzen, aber der für das in europäischen Traditionen erzogene menschliche Auge so schwer zu erkennen ist? Das Wissen und der Wissensaustausch der unterschiedlichen Akteure steht im Zentrum einer Ausstellung, die zuerst am Tieranatomischen Theater in Berlin und anschließend im Musée de la Musique Georges Ouedraogo in Ouagadougou (Burkina Faso) gezeigt wird. Die Westafrikanische Wildseide macht ihren Weg – sie informiert und inspiriert einen Dialog zwischen west-afrikanischem Kunsthandwerk, europäischer Wissenschaft und Design.
Ausstellungseröffnung
Die Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 17. November 2022, 18 bis 21 Uhr, war ein Abend, der allen Beteiligten und Gästen noch lange in Erinnerung bleiben wird. Trotz des regnerischen Wetters war die Veranstaltung mit 160 Personen außergewöhnlich gut besucht. Der feierliche Teil mit Reden auf Englisch, Französisch und Marka Dafing war sehr besonders und berührend.
Laufzeit der Ausstellung
Die Ausstellung ist vom 18. November 2022 bis zum 30. Juni 2023 im Tieranatomischen Theater in Berlin zu sehen, und dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet.
Videos auf Instagram und YouTube
Verfolgt die Reise der Wildseide von Burkina Faso nach Berlin auf dem MoA Instagram Channel und auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=A6E-eue51wk
https://www.youtube.com/watch?v=JClNsgJQfws
https://www.youtube.com/watch?v=r58JG5fk3Zw



- Agence nationale de la recherche (anr), »Materials and Cultures. The Wide World of Wild Silks – WILDSILKS«, France
- Centre National de la Recherche Scientifique et Technologique (CNRST), Burkina Faso
- Endangered Material Knowledge Programme, The British Museum, United Kingdom
- Goethe-Institut Burkina Faso
- Humboldt-Universität zu Berlin, Faculty of Biology, Department of Microbiology
- Max Planck Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Abteilung für Biomaterialien, MoA-Forschungsgruppe »Adaptive Fibrous Materials«
- Musée de la Musique Georges OUEDRAOGO (M.M.G.O.), Ouagadougou, Burkina Faso
- Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin (TA T)
- weißensee kunsthochschule berlin, Bereich Textil- und Flächendesign
- Women’s association of Safané BIE TCHIANI SOUNA. FASO KUNKOROTA
Burkina Faso:
- Abdoulaye Séré
- Salif Sawadogo
- Lonsani Dayo
- Hezita Dayo
- Afoussata Fofana
- Souleyman Sakira
- David Dao
- Bibata Sanogo
- Mamadou Séré
- Adama Konate
- Mahamadi Ilboudo, Musée de la Musique Georges Ouedraogo
Deutschland:
- Elaine Bonavia
- Saskia Buch, weißensee kunsthochschule berlin
- Karola Dierichs
- Michaela Eder
- Jessica Farmer
- Heike Illing-Günther, Sächsisches Textilforschungsinstitut (STFI)
- Sara Hassoune, weißensee kunsthochschule berlin
- Skander Hathroubi
- Johanna Hehemeyer-Cürten
- Regine Hengge
- José Ignacio Hernandez
- Jens Mählmann, Sächsisches Textilforschungsinstitut(STFI)
- Martha Maria Panzer, weißensee kunsthochschule berlin
- Iva Rešetar
- Nikolai Rosenthal
- Clara Santos Thomas, weißensee kunsthochschule berlin
- Christiane Sauer
- Jasmin Sermonet, weißensee kunsthochschule berlin
- Maxie Schneider
- Jojo Shone
- Thomas Stach, Humboldt-Universität zu Berlin
- Wilfried Strauß, Sächsisches Textilforschungsinstitut (STFI)
- Thabo Thindi, Filmemacher, Fotograf, Künstler
Tieranatomisches Theater
Campus Nord, Haus 3
Philippstraße 13
10115 Berlin