Embodied Interaction (1) : HyperHaptics
Oszilieren zwischen physischer und virtueller Taktilität
Die Clusterprofessur für ›Embodied Interaction‹ veranstaltet in diesem Wintersemester das Praxisprojekt ›HyperHaptics‹ an der Kunsthochschule Weißensee. Bachelor- und Master-Studierende des Fachbereiches Produkt Design ergründen gemeinsam mit Forschenden des Clusters die Potentiale der Verschränkung von virtueller und physischer Taktilität. Damit schließt ›HyperHaptics‹ direkt an Fragestellungen der Forschungsarbeit des Projektes Cutting an. Übergreifend wird dort die haptische Dimension des Schnitts untersucht. Wie können neue haptische Erfahrungen kodiert werden? Wie lassen sich das ›Sensing Knife‹ oder ›Virtual Dissection‹ in einem prototypischen Aufbau erlebbar machen und was braucht es dazu? Hierfür werden Funktionsprototypen und Konzepte der Studierenden in der Projektgruppe Cutting vorgestellt und diskutiert. Kritisches Feedback soll neue Perspektiven und Anwendungsfälle eröffnen.
Die Zielsetzung
Die Einführung des Konzeptes »der ultimativen Darbietung« (the ultimate display) durch Ivan Sutherland gilt als Geburtsstunde der ›Virtual Reality‹, kurz VR. Einschlägige Systeme adressieren primär lediglich zwei der menschlichen Sinne – unser Sehen und Hören. Im Vergleich dazu ist unsere Haut und mit ihr unser Tastsinn eine wenig erforschte sensorische Schnittstelle für VR und AR (Augmented Realities) Technologien. ›Virtuelle Realitäten‹ versteht das Projekt jedoch nicht allein als Sammelbegriff für bestimmte Technologien, sondern als die digitale Anreicherung physikalischer Räume und Objekte um multi-sensuellen Informationsebenen. Ziel des Projektes ist es mittels digitaler Werkzeuge synästhetische Reize zu erzeugen um ›hyperrealistische‹ Erfahrungen zu kreieren. Der gestalterische Fokus liegt hier auf dem prototypisieren und kuratieren von Sinneseindrücken. Wie lässt sich Haptik und Materialität in das Virtuelle transportieren? Und wie wieder zurück? Wie können Sinne sinnvoll gekoppelt werden, um die physische Realität zu ergänzen und zu erweitern?
Der Prozess
Gestaltung als erkenntnistheoretischer Prozess gewinnt mit Forschungseinrichtungen wie dem MoA auch in der gestalterischen Lehre zunehmend an Bedeutung. Um diese vergleichsweise junge Selbstverständlichkeit, weiter zu fördern löst sich ›HyperHaptics‹ vom ›typischen‹ Verlauf eines Produkt-Design-Projektes, an dessen Ende in der Regel ein einzelner Entwurf steht. Mittels in drei Sprints organisierter Experimente erforschen die Studierenden die Grenzen multi-sensorischer Erfahrungsmuster und lernen diese zu manipulieren. Jeder Sprint fokussiert dabei einen thematischen und technologischen Schwerpunkt. Essentieller Bestandteil des Prozesses ist das Erstellen von physischen Objekten, die entsprechend des jeweiligen Fokus um digitale Ebenen angereichert werden. Ziel der Sprints ist das kollektive Erarbeiten eines Sensoriums, welches durch die Varianz der Prototypen und Ansätze, haptische Erfahrungen an der Schnittstelle von physischer und digitaler Realität vielfältig diskutiert.
Das Team
Realisiert wird das Kursangebot unter der Schirmherrschaft von Prof. Carola Zwick und Prof. Thomas Ness von Judith Glaser Lehrbeauftragte Interaktionsdesignerin (Studio NAND), Felix Rasehorn Künstlerischer Mitarbeiter (MoA), Felix Groll Leiter des eLAB (weißesee kunsthochschule berlin), sowie unterstüzt durch die Experten Dr. Olivier Bau, Paula van Brummelen (weißesee kunsthochschule berlin) und Christoph Holtmann (HTW).