Exploring Filtering
Ein Kurzprojekt zum Prozess des Filterns
Im einwöchigen Kurzprojekt »Exploring Filtering« setzten sich Clustermitglied und Interaction Designer Thomas Ness und Textildesignerin Veronika Aumann in ergebnisoffener Herangehensweise mit dem Thema Filtering auseinander. Ziel der gestalterischen Exploration war es, Prozesse des Filterns praktisch zu ergründen und in greifbarer Form auszudrücken.
Als Ausgangspunkt galt hierbei nicht eine bestimmte zu filternden Substanz oder ein spezielles zu erzielendes Substrat, das Interesse lag vielmehr auf den eigentlichen Filterungsvorgängen an sich und dem Filter als Objekt. Im »Gestaltungslabor« wurden hands-on in vertrauten Materialien und Techniken des Prototyping unterschiedliche Arten und Weisen von Filterungsprozessen erprobt und in sechs erzählerischen und visuell eindrücklichen Darstellungen umgesetzt. Die verschiedenen Experimente und ihre Effekte sind den Filterungskategorien selektieren, extrahieren und verändern zugeordnet.
Das Kurzprojekt dient als spielerischer Ausgangspunkt zur weiteren Auseinandersetzung mit der Thematik des Filterns. Die experimentellen Aufbauten verdeutlichen verschiedene Filterungsprozesse und skizzieren dabei auch die jeweilige Materialaktivität.
Als gemeinsame Basis für die praktischen Explorationen wurde im Projekt eine einfache und offene Definition formuliert: Filtern meint hier erstmal, einzelne Aspekte eines Ganzen herauszukristallisieren. Demnach sind jeweils mindestens zwei unterscheidbare Teile, Zustände oder Formen einer Substanz getrennt voneinander dargestellt.
Ein Ansatz bestand darin, Substanzen, die oftmals gefiltert werden, als Filter zu verwenden (wie Luft oder Wasser), und Materialien, die oftmals als Filter verwendet werden, zu filtern (wie Textilien oder Schwämme). Ein weiterer Ansatz war, die Filterungsprozesse möglichst losgelöst von bestimmten Ergebnissen zu betrachten sowie eine breite Auswahl an Prinzipien und Effekten aufzuzeigen. Dadurch entwickelte sich auch ein besonderes Augenmerk auf den Filter an sich und dessen Veränderungen im Filterprozess.
Filter lassen sich durch das beschreiben, was sie filtern, durch das, was sie herausfiltern, oder aber durch die Art, wie sie filtern. Alle drei Beschreibungsarten stellen ebenso Zugänge zur Thematik dar, die im hier gezeigten Kurzprojekt aufgegriffen wurden. Sie finden sich auch in den Titeln der einzelnen Experimente, die auf ein jeweils prägnantes Merkmal des Prozesses hinweisen.
Die sechs Experimente (Farbsauger, Anziehung, Farbfächer, Luftblasen, Verflüssigung und Farbfilter) sind den drei Filterungsarten des Clusters (selektieren, extrahieren, verändern) zugeordnet und entstehen durch mechanische oder chemische Verfahren.
Farbfächer
Die orangerote Flüssigkeit spaltet sich auf einem Baumwollstoff in unterschiedliche Farben auf.
Dauer: ca 17 Sekunden
Aufbau: Baumwollstoff, Wasser, Salz, Zitrone, Natronlauge, Farbindikator
Luftblasen
Ein durch einen Ventilator gerichteter Luftstrom lenkt die gleich großen Kugeln unterschiedlichen Materials verschieden stark ab und lässt sie so räumlich sortiert fallen.
Dauer: ca. 3-4 Sekunden pro Kugel
Aufbau: Akrylglasrohr, gerichteter Lüfter, Kugeln (Papier, Holz, Metall), Behälter
Farbsauger
Der gelbliche Anteil einer roten Flüssigkeit wird heraus gesaugt.
Dauer: ca 4 Stunden
Aufbau: Pigment, Wasser/Öl-Dispersion, Filzstreifen, Behälter
Anziehung
Die kleineren Kugeln lassen sich durch einen Schaumstoff nach oben ziehen, die größeren bleiben unten zurück.
Dauer: ca 3 Minuten
Aufbau: Metallkugeln klein & mittel, Schaumstoff, Magnete, Servomotoren, Behälter
Verflüssigung
Das zähe Gel verflüssigt sich bei Berührung mit einem Schaumstoff und läuft dann durch diesen hindurch.
Dauer: ca 3 Minuten
Aufbau: Wasser, Superabsorber, Salz, Schaumstoff, Farbindikator, Behälter
Farbfilter
Der doppellagige Baumwollstoff verändert sowohl das durch ihn laufende Wasser als auch sich selbst. Er entfärbt das blaugrüne Wasser und verfärbt sich selbst von schwarz zu orange.
Dauer: ca 1 Minute
Aufbau: Wasser, Baumwollstoff, Chlor, Farbindikator
Auffallend während des gesamten Gestaltungsprozesses war, wie fließend die Übergänge der drei erwähnten Zugänge zum Filterungsprozess (was wird gefiltert, was wird herausgefiltert, wie wird gefiltert) sind und wie stark sich die Überschneidungen auch auf das gestalterische Experimentieren auswirkt.
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Prof. Thomas Ness ist Clusterprofessor für »Embodied Interaction« im Fachbereich Produktdesign an der weißensee kunsthochschule berlin.
Prof. Veronika Aumann ist Textildesignerin. Sie lehrt an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, forscht im Rahmen des PhDArts Programms der Academy of Creative and Performing Arts in Leiden (NL) an ihrer entwurfsgeleiteten PhD-Arbeit »Digitale Materialien« und ist Mitglied im Forschungskreis der weißensee kunsthochschule berlin.