Forschungsgruppe »Adaptive Fibrous Materials« gestartet
Mitglieder Charlett Wenig und Johanna Hehemeyer-Cürten erhielten 2. Platz beim Ideenwettbewerb der »Jungen Akademie« für »The Bark Project«
Die MoA-Forschungsgruppe »Adaptive Fibrous Materials« ist an Interaktionen faseriger biologischer Materialien mit der Umwelt interessiert. Aufgrund ihrer Ortsgebundenheit und den damit verbundenen Anpassungs- und Optimierungsstrategien sind Pflanzen hierbei von besonderer Bedeutung. Abbau- und Umformprozessen, wie sie in der Tierwelt zu finden sind, fehlen bei den Pflanzen, Anpassung geschieht durch Wachstum wobei ein beträchtlicher Teil der „neu gewachsenen“ Zellen bereits nach sehr kurzer Zeit abstirbt, um Funktionen wie Wassertransport oder mechanische Verstärkung im Pflanzenkörper zu übernehmen. Im Verlauf der Zeit können sich die Eigenschaften und Funktionen dieser toten Zellen ändern; sie sind aber immer mit Feuchtigkeit und Temperatur veränderlich. Diese Fähigkeit setzt eine intrinsische Aktivität des Materials voraus. Prominente Beispiele sind Quell- und Schwindbewegungen des Holzes und zahlreiche Öffnungs- oder Verbreitungsmechanismen von Samenstrukturen, die durch Umweltstimuli aktiv werden.
Die Arbeiten beschränken sich nicht nur auf Pflanzen, auch andere Fasermaterialien wie die ortsgebunden Nester afrikanischer Seidenmotten werden in der Gruppe untersucht.
Sie arbeiten an einem tiefergehenden Verständnis der Materialaktivität, Anpassungs- und Optimierungsstrategien und untersuchen Eigenschaften in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand (Wachstum) und den im Feld oder Labor herrschenden Umweltbedingungen. Die Ergebnisse liefern Information zu den Funktionen des Organismus und erlauben erste Hinweise darauf, wie sich geänderte Umweltbedingungen auf diesen auswirken. Sie stellen aber auch grundlegendes Wissen zur Nutzung und dem Einsatz biogener Materialien dar und extrahierte Konzepte dienen als Ideengeber für biomimetische Anwendungen.
Materialwissenschaftliche Methoden auf unterschiedlichen Längenskalen und Designexperimente kombinieren wir in unserer praktischen Arbeit; interdisziplinäre Kollaborationen mit Geisteswissenschaftlern, Architekten und Designern ermöglichen uns die umfassendere Betrachtung und Diskussion der bearbeiteten Themenfelder.
Die Nachwuchsgruppe wird gemeinschaftlich finanziert von »Matters of Activity« und dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) und wird geführt von Michaela Eder.
Teil der Nachwuchsgruppe »Adaptive Fibrous Materials« sind Charlett Wenig und Johanna Hehemeyer-Cürten, die bereits im August den 2. Platz beim Ideenwettbewerb der »Jungen Akademie« für »The Bark Project« und ihre Forschung zu neuen Konzepten für Biomaterialien im Rahmen der Doktorarbeit von Charlett Wenig erhielten. Johanna Hehemeyer-Cürten und Charlett Wenig haben festgestellt, dass Baumrinde als Abfallprodukt der Holzindustrie bislang weitgehend ungenutzt bleibt. Dabei sind die Möglichkeiten einer ressourcenschonenden Weiterverwertung breit. Sie reichen von der Verarbeitung zu Naturfarbstoffen und Glasuren bis hin zu Textilfasern. »The Bark Project« hat die Jury überzeugt, weil es wissenschaftliche Grundlagenforschung zur materiellen und chemischen Beschaffenheit von Baumrinde mit einer starken ästhetischen Vision von nachhaltigen Textilien verbindet.
Über »The Bark Project« wurde bereits auch in der Süddeutschen Zeitung (SZ) berichtet. Den Artikel mit dem Titel »Rinde zum Anziehen« kann hier gelesen werden: https://www.sueddeutsche.de/wissen/baumrinde-jacke-stoff-1.5035535. Ebenso wurde das Projekt nun auch »kurz & gut« im »ARD Morgenmagazin« vorgestellt. Das Video sowie mehr Informationen zur Arbeit der Forschungsgruppe am MPIKG finden Sie hier: https://www.mpikg.mpg.de/plant-material-adaptation