Neuerscheinung »Standardisierung und Naturalisierung«
Das Denken von »Automatismen« steht im Zeichen des Opaken, des Rätsel- und Geisterhaften, oder technisch gewendet, im Denkbild der Black Box. Automatismen sind Prozesse, welche – entsprechend dem Gedanken des ›Selbsttätigen‹, dem αὐτός – jenseits menschlicher Handlungsmacht, Planung und Kontrolle wirksam sind. Standardisierung und Naturalisierung erscheinen vor diesem Hintergrund als zwei unterschiedliche und doch komplementäre Prozesse, durch die kulturell bedingte Wissensordnungen, Praktiken und Technologien in einen Zustand der Selbstverständlichkeit übergehen – und damit ihre historische Genese, ihre Künstlichkeit als auch ihre Kontingenz verschleiern und verdecken.
Verhandelt wird dies anhand von 15 Beiträgen, u.a. aus der Medien- und Kulturwissenschaft, der Wissenschaftsgeschichte, der Informatik, der medizinischen Ethik und der Gestaltungstheorie. Der Band bildet dementsprechend ein heterogenes Ensemble aus historischen Szenerien und theoretischen Reflexionen, etwa die mittelalterliche Erfindung der militärischen Standarten, die kolonialen Praktiken des Metroklasmus, die Entwurfsgeschichte der Frankfurter Küche und eine Kritik an den Herstellungspraktiken der synthetischen Biologie.