Coding IxD (5) - Entity:City
Aus der Praxis interdisziplinärer Ausbildung: Städtische Räume erkunden
Das Praxisprojekt »Coding IxD« (Informatik x Design) fand in diesem Jahr bereits zum fünfte Mal in Folge am Exzellenzcluster statt. Das Kursangebot ist eine Kooperation der Arbeitsgruppe Human-Centered Computing unter Leitung von Prof. Dr. Claudia Müller-Birn (FU Berlin) und des Fachbereiches Produkt-Design unter Leitung von Prof. Carola Zwick (weißensee kunsthochschule berlin). Informatiker_innen und Produktdesigner_innen werden hier gemeinsam in interdisziplinären Teams ausgebildet.
Die Zielsetzung
Im Zentrum steht die interdisziplinäre Arbeit, bei der Studierende sich der Aufgabe stellen, neoanaloge Produkte zu konzipieren: d.h. Produkte die eine Vereinigungsmenge aus Virtuellem und Materiellem in Form und Funktion darstellen. Wobei die menschlichen Fähig- und Fertigkeiten der Benutzer_innen, sowie der soziokulturelle Kontext (und dessen mögliche Veränderung durch ein neues Produkt) Berücksichtigung bei der Gestaltung finden. Dieser Kurs repräsentiert einen experimentellen Raum, in dem sich verschiedene Perspektiven treffen, austauschen und (weiter)entwickeln. In kleinen Teams werden die Studierenden herausgefordert, einen bestimmten Anwendungskontext zu untersuchen.
In diesem Semester beschäftigten wir uns unter dem Begriff »Entity:City« mit der Komplexität intelligenter und nachhaltiger Stadtentwicklung am Beispiel Berlins. Im Mittelpunkt stand der technologisch geprägte und verbrauchte Begriff »Smart City«, in welchem Netzwerke aus mobilen Geräten, Sensoren, Aktoren und intelligenten Algorithmen die Stadtdaten in Echtzeit sammeln und analysieren. Diese bisher primär vorkommenden technologisch fokussierten Ansätze scheitern zumeist, da sie die spezifischen Bedürfnisse der Stadt und ihrer Bewohner_innen vernachlässigen.
Gestaltung für ein urbanes und nachhaltiges Berlin geht über die Implementierung »smarter« Technologien oder effizienterer Datenanalysen hinaus. Städte dürfen nicht nur als physische Räume oder geografische Behälter für soziale und technische Phänomene betrachtet werden. Sie fungieren vielmehr als fein abgestimmte psycho-geografische Einheiten, die die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten derjenigen beeinflussen, die in ihr leben.
Die vergegenwärtigten neoanalogen Produkte sollen sinnvolle Schnittpunkte zwischen Menschen, Orten, Geschichten, Zwecken und Technologien schaffen. Ziel der einzelnen Projektarbeiten, deren Ergebnisse am 12.2.2020 vorgestellt wurden, ist es, diese Schnittpunkte und Schnittmengen auszuloten und zu einer neuen Kultur - der Kultur des Neoanalogen - beizutragen.
Der Prozess
Im Laufe der letzten Jahre wurde ein Prozess entwickelt, in welchen die Studierenden durch verschiedene, sorgfältig abgestimmte Methoden, ihre Ideen entwickeln und verwirklichen können. Ein wichtiger Baustein dafür ist die Durchführung von Workshops zur Vermittlung konzeptioneller und praktischer Werkzeuge, deren Spektrum vom Prototyping bis zum Projektmanagement reichen. Die Teams durchlaufen mehrere Iterationen und verfeinern ihre Ansätze in unterschiedlich ausgearbeiteten Prototypen. Hierbei kann gerad durch die Interdisziplinarität der Teams ein breiter Raum an experimentellen Ansätzen ausgetestet und illustriert werden. Das überzeugendste oder vielversprechendste Interaktionskonzept, dasjenige, das es ermöglicht, die Qualität und das Wesen des avisierten neoanalogen Produktes zu erfassen, wird in einem funktionierenden Prototyp implementiert.
Das Team
Wir, das sind in diesem Semester Prof. Dr. Claudia Müller-Birn Leiterin des Fachbereiches Human-Centered Computing an der FU Berlin, Prof. Thomas Ness, Cluster Professor am Exzellenzcluster und Schnittstelle zum Fachbereich Produktdesign an der weissensee kunsthochschule berlin, Judith Glaser (M.A.) Lehrbeauftragte Produkt- und Interaktionsdesignerin (Studio NAND) sowie das City Lab Berlin unter Leitung von Dr. Sebastian Meier.