Chancengleichheit
Gender und Diversität
Der Cluster bringt Wissenschaftler*innen aus mehr als 40 Disziplinen zusammen, die Expertise aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen bündeln und integrieren. So wie Menschen sich voneinander unterscheiden, so unterscheiden sich auch Disziplinen in ihrer Wissensproduktion, ihren Arbeitsweisen, ihrer Wissensvermittlung, der Art der Daten, die sie hervorbringen, ihren Denk- und Kommunikationsstilen und Interpretationen. Es ist jedoch genau diese Perspektivenvielfalt der individuellen, kulturellen und disziplinären Diversität, die für die Forschung von »Matters of Activity« von zentraler Bedeutung ist.
Die Zusammensetzung von Forschungsteams und die Interaktion und Zusammenarbeit zwischen Projekten und Menschen fördert und erfordert eine Kultur, die interkulturelle und interdisziplinäre Kompetenz lebt und auf Vielfalt setzt.
Der Austausch von Wissen, unterschiedlichen Erfahrungen, Denkweisen und Ansätzen bildet die Grundlage für mehr Optionen und Lösungsstrategien bei der Erforschung einer neuen Kultur des Materialen durch den Cluster.
In der Auseinandersetzung mit Chancengleichheit und Diversität geht es darum zu fragen, welche Rahmenbedingungen geschaffen und welche Strategien umgesetzt werden können, um Vielfalt und individuelle Potentiale bestmöglich zu fördern, Zugangschancen und Partizipation benachteiligter Gruppen zu verbessern und zu einem Abbau von strukturellen Barrieren beizutragen. Unser Diversitätsverständnis umfasst deshalb, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Bildung, Alter, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Religion, Berufserfahrung, regionale Kultur, sozialer Hintergrund, geistige und körperliche Fähigkeiten, ethnische Herkunft und Sprache. Diese wirken nicht isoliert, sondern überlappen und verstärken sich gegenseitig. Durch Wertzuschreibung und Hierarchisierung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten entstehen Ungleichheiten, die Nachteile und Vorteile in gesellschaftlichen Strukturen produzieren.
MoA setzt sich mit Chancengleichheit und Diversität auf drei Ebenen auseinander: Personal, Fördermaßnahmen, und Forschung und Lehre.
Personal
Gender- und Diversitätsaspekte werden in der Rekrutierungs- und Einstellungspraxis des Clusters explizit berücksichtigt. Dies betrifft sowohl die Personen, die an der Sichtung und Bewertung von Kandidat*innen beteiligt sind, als auch den Kandidat*innenpool selbst, z.B. durch aktive Rekrutierung und internationale Stellenausschreibungen. Der Cluster setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter und die Beteiligung unterrepräsentierter Personen einen, und zwar in allen Fachbereichen, auf allen Qualifikationsstufen, in der Zusammensetzung von Forschungsteams, Ausschüssen und Mitgliedschaften.
Fördermaßnahmen
Die Förderung von Frauen* auf allen Qualifikationsstufen und in Führungspositionen, geschlechts- und diversitätsgerechte Entwicklung und Empowerment, sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle Mitglieder stehen im Mittelpunkt der Fördermaßnahmen zur Chancengleichheit des Clusters. Der Cluster stellt mindestens 1% seines Jahresbudgets für Gleichstellungsaktivitäten zur Verfügung, mit dem Ziel:
- Einzelne zu stärken und bestehende Benachteiligungen abzubauen
- Intersektionalität, individuelle Unterschiede und unterschiedliche Bedürfnisse zu erkennen und zu berücksichtigen
- einen familienfreundlichen Arbeitsplatz zu schaffen, u.a. durch flexible Regelungen zu Arbeitszeiten, Arbeitsort und Kinderbetreuung
- die Beteiligung weiblicher und anderer unterrepräsentierter Wissenschaftler an gemeinschaftlichen Forschungsprojekten, Veröffentlichungen und Konferenzen zu erhöhen und ihre nationale und internationale Sichtbarkeit zu stärken
- Karriereberatung, spezifische Ausbildungsprogramme in Führungs- und Managementfähigkeiten, Förderanträge, Peer-to-Peer-Mentoring und Vernetzungsmöglichkeiten zu schaffen und zu koordinieren
- die Karrieren von weiblichen und anderen unterrepräsentierten Wissenschaftlern in allen Statusgruppen und Fachbereichen zu fördern
- interkulturelle Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu ermöglichen
- partizipatorische Prozesse auf allen Ebenen zu stärken, die zu einem ganzheitlichen und ressourcenorientierten organisatorischen Lernen beitragen
MoA ist außerdem ein Partner des Verbundprojektes METIS, das mit seiner Informationsplattfom Forschungsverbünde vernetzt und Frauen in der Wissenschaft unterstützt und familienfreundliche Arbeitsumgebungen fördert.

Forschung und Lehre
Die Auseinandersetzung mit Gender und Diversität in Forschung und Lehre ist sowohl inhaltlich als auch methodisch bedeutsam. Auf dieser Ebene stellt sich z.B. die Frage, welchen Einfluss Gender und andere Differenzkategorien auf Forschungsfragen, Forschungsgegenstände und die daraus resultierenden Erkenntnisse haben. Die Materie als aktives Material neu zu denken, veranlasst sowohl eine neue Theorie als auch eine neue Praxis der Materie. Die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der inneren Aktivität von Materialien hat das Potential historische Dichotomien – Natur/Kultur, Körper/Geist, Material/Symbol – und ihre vorherrschenden geschlechterspezifischen Implikationen im digitalen Zeitalter – passives weibliches Material und aktive männliche Virtualität – nicht nur aufzudecken, sondern auch zu verändern. Dynamische und offene Zwischenräume zu schaffen, die es ermöglichen sich quer zu stellen zur dualistischen Logik und ihrer Legitimierung; sie umzudeuten und zu ent-standardisieren.
Die Forschung des Clusters erhofft sich daher, bedeutende Beiträge zu den zeitgenössischen Feldern des Neuen Materialismus, des Agentiellen Realismus, der feministischen Technowissenschaft und der Kritik des Anthropozäns zu leisten, die alle aus der feministischen Theorie und den Gender Studies hervorgegangen sind. »Matters of Activity« fragt und analysiert, wie ein Verständnis von aktiven Materialien solche historischen Assoziationen von passivierter Materialität, Verkörperung und Weiblichkeit aufbrechen kann.